Wie ein Kater mit fünf Leben ……..
Wenn man bedenkt aus welchen lächerlichen Anlaessen man das Leben verlieren kann, so muss ich die meine Unfälle zu den Sternstunden meines Lebens zä
hlen. Jede einzelne war schwer genug um schwerwiegende gesundheitliche Folgen, oder Schlimmeres, hervorzurufen. Eine Katze, Kater respektive, hat 7 Leben, so sagt man. So auch ich. Mein Potential ist fast voll ausgeschöpft.
Weissenburg, 1947, der Lastwagen
Wenn man in der Erinnerung kramt, einzelne Begebenheiten seines Lebens aufschreibt, drängen sich, sozusagen als Abfallprodukt, Erlebnisse auf, die man völlig vergessen hatte.Beim Erzählen meiner Birka Abenteuer erinnerte ich mich, dass er Unfall den ich dort erlebte ja gar nicht der erste in meinen Leben war. Den ersten hatte ich um 1947 – 48 in Weissenburg. Ich erinnere mich nicht mehr an die Spielkameraden, aber ich weiss noch wie es war und wo es war.
Es war in der Bahnhofstrasse. Und wir spielten – wenn ich Ami wäre würde ich sagen „chicken“. Die Regeln waren einfach. Man lief, wenn ein Auto kann, von der linken Anhöhung der Strassenseite auf die rechte Anhöhung. Der Tapferste hatte den geringsten Abstand. Heute würde ich sagen der Blödeste.
Ich musste mich wohl ein bisschen verschätzt haben und mein Auto war ein Lastkraftwagen mit Anhänger. Er mangelte mich unter. Ich hing über ungefähr 30meter an irgendwelchen Gestängen der Mechanik des LKW– der Fahrer bremste und klaubte mich unter dem LKW auf: Schmutzig, neue Hose zerrissen, aber völlig unverletzt. Der erschrockene Mann fuhr mich dann zum Haus meiner Grossmutter auf der Schranne 11 und bevor er den Mund öffnen konnte hatte ich zwei Backpfeifen weg. „ Der neue Anzug“, sagte sie. Der Lkw Fahrer: Wir hatten einen Unfall, ich habe den Jungen überfahren“, was zwar den Tatsachen entsprach nicht aber den Sachverhalt widerspiegelte. Oma brach in Tränen aus, der Fahrer ab, und ich bekam ein grosses Stück Salami aus Pferdefleisch.
Birka, mein 2. Schiff , von 25.06.1959 – 28.01.1960
Nach einem Jahr „persischen Golf“ mit dem TS Caroline Oetker, war der Liniendienst nach Schweden mit dem , man beachte, Dampfschiff Birka ein richtiger Genuss. Die Birka war 1899 gebaut und ich fuhr auf ihr 1959. Nie vergessen werde ich die Enttäuschung als ich sie zum erstenmal sah. Nach der Caroline hatte ich mir eingebildet auf einen schicken Hamburg-Süd Dampfer nach Südamerika zu schippern.
Aber das Geld ging aus und der Heuerstall, das Seearbeitsamt, meinte die Birka sei das richtige Schiff für mich. Die Mannschaftsunterkünfte waren im Vordeck, und bei Seegang gings rauf und runter wie im Schindler Aufzug. Noch nicht bemerkt habe ich, dass ich an derselben Krankheit litt wie Seeheld Nelson, der Seekrankheit, schaukelt ein Dampfer ein bisschen, das wars dann.
Birka fuhr Liniendienst Hamburg – Göteburg, 227 seemeilen, 7 Knoten schnell., mit Abweichungen. Auch Stockholm, Malmö, Gaevle und Norkoepping wurden angelaufen. Ich war Jungmann, Bayer und beim Koch für das Kartoffelschälen zuständig. Ich erinnere mich, meine Heuer war DM 110,- abzüglich Steuer und Versicherung, im Monat, die Überstunde 65 Pfenning und die halbe Bier kostete DM1.10.
Durch die ungewöhnliche Vorliebe der Schweden, in dieser Zeit zumindest, für Alkolhol war die Prohibition eingeführt. Eine Flasche Gin, vier Überstunden zollfrei, brachte auf dem Schwarzmarkt DM 80,-. Was für ein Geschäft und der stetige Kampf mit der „schwarzen Gang“, einer Spezialeinheit des schwedischen Zolles, Schmuggler aufzugreifen, machte das schmuggeln zum Sport.
Sie kommen mit langen Stangen an Board, stühren in den Kohlenbunkern, stülpen die Ladung um, und konfiszieren den gefundenen Stoff zum Eigenverbrauch. Die Chancen waren 50:50, es lohnte sich also.
Eines Tages beim seeklarmachen des Schiffes, habe ich die Lukendeckel in die Scherstöcke eingesetzt, welche anschliessend mit Persennigen wasserdicht verschalkt werden. Dabei kam mir eine geniale Idee. Ein Lukendeckel ist ungefähr 2mtr lang, 30 zentimeter breit und 15 zentimeter hoch, Eiche. Walter war ein excellenter Zimmermann. Was lag näher sie auszustemmen und mit Gordon Gin Flaschen – der rechteckigen Verpackung wegen – und Lucky Strike Stangen auszufüllen, Hochkant ein Füllbreet zu nageln, mit flüssigen Holz die Ritzen zu verfugen und den Lukendeckel neu anzustreichen. Die Deckel sind bei offenen Luken in der Gangway links und rechts der Luken gestapelt.
Ein beliebter Platz der schwarzen Gang die Mittagspause zu verbringen – sie sassen praktisch auf unserem Stoff. Damit hatte ich mir als Jüngster den Respekt der Crew gesichert, das Kartoffelschälen wurde auf den Leichtmatrosen uebertragen.
Meine Fahrenszeit auf der Birka war leider zu kurz. Beim seeklarmachen des Schiffes in Göteburg im Januar 1960 hat Karl, unser Supermatrose, Jägermeister Trinker und Frauenheld, die Gangway einbringen wollen, und das bei seeseitiger Krängung des Schiffes. Ich habe auf der Seeseite der Luke mit einem Biasawa Besen Deck gefegt. Ich sah die Gangway auf mich zurasen und wollte über Bord springen. Zu spät , das eiserne Ungetüm erwischte beide Oberschenkel in Höhe des Kimmdeckels. Eigentlich mussten beide Beine ab sein, aber Karl hatte auch reagiert, er fierte und knallte sie an Deck , die Gangway, so dass mich nur der letzte Schwung erwischte. Roter Kreuz Einsatzwagen, ab ins Krankenhaus, Schiff lief ohne mich aus. Und im Krankenhaus war eine Engel Namens Agneta
Das war mein zweiter Unfall, beide hätten völlig ausgereicht einen ins Jenseits zu befördern. Mich jedoch nicht, es folgten noch 2 Motorradunfälle und einer an Bord
Personen: Kapitaen Schuster, I. Offizier Jedemann
Neuharlingersiel, in September 1961
Mit der “Neuharlingersiel”, der Stolz der Schuchmann Flotte in 1961, verbinde ich die schönsten und aufreibensten Erlebnisse meiner kurzen Handelsmarine Laufbahn. Auf ihr wurde ich zum Matrosen befördert, auf ihr fuhr ich einmal um die Erde (Circumnavigator), auf ihr erhielt ich die Äquatortaufe und hatte auf ihr einen weiteren spektakulären Unfall.
Die Neuharligersiel war ein nagelneues Schiff, 3 Luken vor der Brücke, eine auf dem Hinterdeck. 18 Knoten schnell, sie war 1961 das modernste Schiff der deutschen Handelsmarine. Auf dem Frachtmarkt war offensichtlich nicht viel los, so wurden wir in der Getreidefahrt eingesetzt.
Das ist Trampfahrt, man weiss nie was der nächste Hafen ist. Die Ladung kann unterwegs verkauft werden, flucks Kursänderung und neuer Bestimmungshafen. So fuhren wir von Hamburg nach Canada, Adelaide, Moji, Darien, Suezkanal, Panamakanal, Tarakan, Singapur, Whampoa und nach Havana. Das waren, glaube ich die Häfen, vielleicht ist die Reihenfolge nicht ganz richtig. Merkmal einer solchen Trampfahrt ist, dass das Schiff vom letzten Löschhafen zum neuen Ladehafen in „Ballast“ fährt, also leer ist. Das sind des Bootsmanns Festtage, alle nötigen Wartungsarbeiten können in dieser Zeit erledigt werden. Da Dieter kein grosser „Weissmaler“ war – schwieriger Job weisse Farbe auf weissen Untergrund gleichmässig aufzutragen. Des Matrosen Ritterschlag!
Nicht so für Dieter. Mein mangelndes Augenlicht und meine schon damals grosse Klappe brachten mir immer unangenehme Jobs ein. Rostkolpfen war eine meiner Hauptbeschäftigungen, oder wie an jenen Tag – die Wartung des Ladegeschirrs.
Der Bootsmann hatte mich und einen Jungmann zum einfetten der „Lümmellager“ an den Ladebäumen eingeteilt. Ein schmutziger und gefährlicher Job, der sich grossteils 3 bis 4 meter über dem Schiffsdeck abspielt. Der Lümmel ( im Seemannsslang auch manchmal für einen männlichen Körperteil verwendet ) ist am Ende des Ladebaums. Er erlaubt dem Ladebaum mit Hilfe des Hangers vertikale Bewegungen, die Geien sind für die seitlichen Bewegungen. Nach Bedarf muss der Lümmel entrostet und eingefettet werden. Das war also meine Aufgabe an jenen Septembertag, irgendwo auf hoher See.
Praktischerweise wird dabei der Ladebaum nicht ganz ausgelümmelt, sondern bis einen Zentimeter Oberkante Halslager(siehe Photo) gehievt,der Leitblockhalter wird herausgenommen, alles gut gesäubert und wieder eingesetzt. Das geschieht wie folgt: Der Ladebaum ist in seiner Ruhestellung und liegt in der Baumgabel, paraellel zum Deck, auf. Der Hanger, welcher den Ladebaum in seiner vertikalen Position hält wird abgeschlagen ( losgemacht!!) und mit Hilfe eines Schäkels nahe am Lümmellager angeschlagen. Nun hievt man vorsichtig mit der Hangerwinsch den Baum an so das er gerade noch durch das Halslager in seiner Position gehalten wird. Es folgt der Reinigungsjob, und dann Manöver rückwärts. Alles gut. Aber diesmal nicht. Der Jungmann, welcher an Deck die Hangerwisch säuberte hatte den Hanger (Drahtseil anstatt von oben auf die Winschtrommel von unten her auflaufen lassen. Mit gewaltigen Effekt. Die Position Hieven auf der Winsch wurde zu Fieren und umgekehrt. Ich reklamierte von oben am Lümmellager, 4 Meter über der geöffenten Luke 3, Zwischendeck auch offen, bis zum festen Boden, 15 Meter. Aber Fiete unser Bootsmann, stark, unbelehrbar und dumm gabs mir: Halt die Klappe – und stellte auf fieren.
Was er in Wirklichkeit machte, er hievte den Ladebaum aus dem Halslager, der Baum schwang zurück und wischte mich von Lümmellager, fiel auf die Lukenkante und konnte mich im letzten Augenblick davor retten noch einmal 10 mtr in die Tiefe, auf den Schiffsboden zu segeln.
Glücklicherweise nur leicht verletzt, war 8 Tage Dienstunfähig. Mit Fiete rechnete ich in Havana ab indem ich ihm bei einer Kneipenschlägerei eine Bierflasche über den Schädel zog und glaubhaft versicherte ihn mit einen Engländer verwechselt zu haben.
Wer war Richtige Entscheidung an Bord: Armin Hasenbein, Thuve von Bremen, Tennisschuh
Nun, meine Leidenschaft: das Motorradfahren, No. 1
Seit frühester Jugend habe ich eine Vorliebe für Zweiräder. In 1985 trat ich eine Stelle in Liberia mitten im Busch an, auf der Bong Mine und dachte ein Motorrad wäre dort nicht schlecht.So wurde eine Ducati Elefant nach Monrovia geschickt. Richtige Entscheidung, viele hatten Motorräder, aber keiner in meiner Altersklasse, meistens waren die Söhne der Expatriates. Eines Samstag, kurz nach Neujahr 1987 beschlossen wir zu den Diamanttauchern am St, James River zu fahren. Eine Herde von ungefähr 30 Bikern. Das Foto zeigt die Herde kurz bevor der Startschuss für die Rückfahrt gegeben wurde. Alle wollten als erster zu Hause sein. So auch ich, auch hatte ich die Schnauze voll immer den Staub meiner Genossen einatmen zu müssen. So riss ich den Gashebel auf, gegen Westen in die untergehende Sonne. Schnell gewann ich an Höhe, stürmte den Hügel hinauf, dass Gefühl der Mächtigkeit befiel mich, war stark, unbesiegbar und unvorsichtig. Auf dem ausgefahrenen Schotterweg hatte der Regen eine Querrinne eingefressen, welche ich mit 80km/h und belasteter Vordergabel herausforderte. Result: ein Abflug von 30 Metern in den Busch. Das grüne Gebüsch in welchem ich landete, bog sich gnädig unter dem Gewicht meiner Maschine einschliesslich des Meisters – bis zu einem gewissen Punkt, dann setzte die Rückwärtsbewegung ein. Diesen Augenblick, als ich vollständig unverletzt landete, brauste die Herde meiner Gefährten vorbei. Ich hatte ein Problem: Wie kriege ich mein Motorrad aus dem Busch? Ein paar heimkehrende Taucher machetierten den Weg, und auf gings, etwas langsamer, nach Hause.
Der 28. Juli 2000
Diesmal gings nicht so glimpflich ab. Und Schuld haben eindeutig die Amerikaner. Wie immer, als Spiralredner , umkreise ich die Tatsachen. Am 27.7.2000, legte sich ein American Airline Mitarbeiter im Miami Airport mit mir an und ich hatte schlechte Laune. Beim Einchecken nach Costa Rica, wo ich seit 12 Jahren lebte, sagte er so ginge es leider nicht! Warum? “Your ticket is on-way” – das beinahe abgeflogene Rückflugticket. “You need a return ticket”. Leider, vielleicht durch den 18 stündigen Flugstress und in der Annahme in einem kultivierten Land zu sein, wandte ich nicht die fast immer erfolgreiche Rolle des deutschen Trottels an, sondern meinte: Senor, wie mein Passport ausweist reise ich seit Jahren nach Costa Rica ein und aus, bin Resident und dieses wäre das erste Mal! Meinte der Greengo: There is always a frist time. Nicht das Touristenklasse ticket musste ich lösen, nein das refundable 1000USD teure Business class instrument. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht hat der Gringo mich für lange Zeit nicht vergessen.
Am nächsten Tag in Costa Rica wollte ich den refund kassieren. Trotz der Regenwolken und nicht ohne Zögern entschied ich mich für Donnerstuhl (BMW 1000GS). Im Reisebüro sagte man mir es wäre vielleicht besser wenn ich direkt zum Büro von American Airlines begeben würde, Tramites, Kreditkarte müsste bei ihnen bleiben, usw, usw, …besser direkt!
Also auf das Ross und stop am Haltschild. Die zu kreuzende Strasse war mir altbekannt, schliesslich bin ich auf ihr 8 Jahre zur Arbeit gefahren. Einbahnstrasse, Verkehr vom Norden nach Süden. Blick nach links, in diesen Fall Norden und alles frei – was mich sehr erstaunte.
Kupplung kommen lassen, anfahren und schon knallte es gewaltig. In der Zeit in welcher ich nicht in dieser Ecke der Stadt war, vielleicht 3 Monate, wurde die Verkehrsrichtung umgekehrt. Verkehr vom Süden einbahnig nach Norden. Natürlich ohne jegliche Ausschilderung!
Genau frontal habe ich den Gefangenentransporter getroffen. Der Aufprall lüftete uns hoch und ich sah mehrere halbnackte, schreiende Presos im paddy wagon ( hat nichts mit Iren zutun). In der Abwärtsbewegung bekam mein rechten Bein unter dem Sturzbügel zu liegen, was ihm nicht gut tat. Offener Trümmerbruch, der Fuß hing am Senkel und Gottseidank haben die Stiefel im Endeffekt eine Infektion verhindert. Rolex in die Hosenhose zusammen mit der Halskette. Stiefel aufgeschnitten, beide verschwunden, 12 Stunden auf Krankenhaus-gängen, die Amis verfluchend – und das alles am Vortag meines 59. Geburtstag. Bein angenäht, wenn auch ein bisschen schief, Laufen vorbei – aber nicht das Motorradfahren.
Vielleicht schliesse ich diese Story einmal ab – mit den noch totalisierten 2 Autos!