Während vor hundert Jahren ein Auswanderer im Moment des Kaptitänsbefehls:”Leinen los”, wie ein Chamäleon seine alte, angeborene Identität abstreifen musste um in seiner neuen Heimat zu überleben ist es heute einfacher. Man globalisiert, man lebt wo es einem Spaß macht und dort wo man glaubt seine Bedürfnisse am besten realisieren zu können. In meinen Fall ist es ein kleines zentralamerikanisches Land, dessen Einwohner zwei Dinge behaupten, also ein bisschen mehr als unsere Schildbürger. Sie erheben denselben Anspruch was Weisheit betrifft und sind überdies, nach eigener Aussage, das glücklichste Volk unter Gottes Sonne. Als doch etwas phantasieloser Kaukasier ist es nicht einfach diese überlegene Mentalität aufzunehmen. Deswegen sei hier ein Fall erzählt, welcher mir noch immer passiert.
Zeit meines Lebens sammele ich Antiquitäten und andere Kostbarkeiten. Aber ich schränke mich ein und lasse es bei den angestaubten Kostbarkeiten verstrichener Zeiten. Jene, welche ich eigentlich zurück ins Land der Väter verschiffen wollte, um den letzten Fall der Fälle vorzubeugen. Für den Anfang eine Märklin Dampfmaschine aus den roaring Dreißigern des letzten Jahrhunderts und ein Navy Teleskop. Der Schreiner zimmerte eine maßgerechte Kiste für die verstaubten Preziosen, inklusive eines handgeschriebenen Briefes an die Zollbehörden, der meine intellektuelle Bedarfheit bescheinigte. Aber es kamen mir nun doch Zweifel: Aus einem Latinoland, wo man immer die r
echte Hand festhalten muss, um sie später nicht suchen zu müssen?
Abwägung: Relativer kurzer Transportweg zum deutschen internationalen Schipper auf dem Isthmus und dann ists geschafft. Auf der Poststelle hatte ich mit einer Besserwisserei doch einige Schwierig-keiten. Es dauerte bis wir uns, der Beamte und ich, auf den Prioritätspreis einigen konnten: Hefty USD 200.- und ab ging die Post.
Als ich nach neuen Tagen, max. für das Geld, noch keine Nachricht hatte, stellte sich täglich verstärkendes Grimmen unterhalb des Bauchnabels ein. Die berühmte Napoleon Krankheit, deswegen drückte er sich immer mit zwei Fingern. Naja, er hatte auch größere Sorgen. Nach 15 Tagen gelang es mir mein doch schon angejahrtes Töchterlein ans Telefon zu bekommen. Etwas außerhalb ihrer sonstigen Fassung berichtete Sie, das nur der Kistendeckel angeliefert worden sei, mit der Bemerkung es sei ein Bild. Meine Tochter und ich haben den gleichen main frame:gezügelt und temperamentslos, keinesfalls sarkastisch oder bestimmt. Wir sind angepasste Deutsche und ertragen unser Schicksal. Besuche bei der Zollbehörde und Telefonate mit dem Transporteur überzeugten schließlich, was, so wurde mir berichtet, nicht einfach war. Letztlich gab der Hinweis den
Das angelieferte Bild
Ausschlag, dass das Bild doch wirklich nicht 10.5 kg wiegen konnte. Die Golbalisationsmaschine lief an, Programme liefen ab, An Hubs wurden die Regale geprüft – und siehe da, die Kiste wurde gefunden. Ob die Gegenstände drin sind ist mir bis heute nicht bekannt.
Diese Geschichte ist wahr. Und verliert das Unglaubliche wenn man die Vorkommnisse unserer Zeit, die Leistungen unserer Politiker, Journalisten und Hochschullehrer in einem Rasterabgleich mit den geschilderten Sachverhalt abarbeitet.