Gleisner und Gaukler

Während die Gauklerei  ein Berufszweig ist, sind Gleisner humane Mogelpackungen. Als Gaukler unterhalten berufsmäßig ihr Auditorium mit ihren Künsten . Sie treten im Zirkus De Gaukleroder Varieté und Institutionen auf und ergötzen ihr Publikum.Ein Abart dieses Gauklers sind jene, welche sich der Tricks und Täuschungen der Berufsgaukler bedienen, sie aber in anderen Berufen anwenden, wie z.B. der Taschendieb und andere.Eine andere wichtige Gattung dieser Art ist der Politiker. Der gewählte Abgeordnete im Parlament ist das Paradebeispiel. Als erstes stellt sich bei diesen Amateurgauklern die Frage, warum sie diese Beschäftigung gewählt haben, für welche die meistens willkürlich dem Wählervolk präsentierten Kandidaten nicht die geringste Qualifikation haben.

Das ist ein Geschiebe auf Parteiebene, check und balance, es muss ein Immigrant her, ein Behinderter, eine Frauenbeauftragte – sie alle werden gesetzt und der Wahlsklave wählt sie per Liste. Trotzdem, um in diesen erlauchten Kreis eintauchen zu können, müssen bestimmte Eigenschaften vorhanden sein: Die schnelle Zunge, der entsprechend biegsame Charakter, die Loyalität an die selektive Macht der Gremien und last but not least, die Eigenschaft jede vorher bezogene Position unter Druck aufgeben zu können um nachher dreist zu behaupten, dass diese, nun neue,  Position schon immer die seine war.

Weiterhin erstaunlich ist, dass die überwiegende Mehrheit dieser Spezies aus Beamten, Lehrern und Angestellten rekrutiert. Ohne den Personen nahetreten zu wollen, kann doch folgendes behauptet werden: Wären Sie in ihrem angestammten Beruf erfolgreich gewesen würden sie nicht in Berlin am Platz der Republik residieren. Nein, sie wollten nach Höheren streben und wollten Vertreter sein.

Politiker erinnern mich an Taxifahrer und/oder History channel viewer.  Beide Gruppen schöpfen ihre Kenntnisse und Weisheiten aus den Kundengesprächen mit Fahrgästen oder am Wartestand,  bzw im Recliner vor dem TV.

Ein illustres Beispiel dieser Spezies, welche als Politiker Karriere machen können ist  bei Gurdjieff, Beelzlebub’s Tales to his Grandson beschrieben. Mit Erlaubnis des Lesers seien Gurdjieff’s Ausführungen zum Coachman, dem Kutscher im Original  zitiert:

“….owing to his profession, with people of various positions and education, picking up from them, by bits here and bits there… he considers himself competent even in questions of religion, politics, and sociology; those he regards as his inferiors, he likes to teach; his superiors he flatters, with them he is servile; before them, as is said, “he stands cap in hand”

und weiterhin:

… the desire for tips has gradually taught him to be aware of certain weaknesses of people with whom he has dealings, and to profit himself by them; he has auto-matically learned to be cunning, to flatter, so to say, to stroke people the right way, and, in general, to lie”[1]

Dem bracht man nichts hinzu zufügen.

Eine zweite, nicht weniger wichtige Gruppe der sozialen Gaukler sind die Journalisten, Berichterstatter und Reporter.

Die ihnen verliehene Macht, beruhend auf den Interessen der Kapitalgeber  macht sie arrogant, besserwisserisch und blind. Sie stellen eine Gefahr für jede Gesellschaft dar und schöpfen ihre Vermögen aus der sogenannten Pressefreiheit von der sie glauben, daß jede ihrer Aktionen gedeckt ist. Ihr Angriff ist umfassend konzertiert, notwendigerweise schattiert und meistens halb wahr. Ihnen ist kein Schmutz zu groß, keine Galle zu bitter zur Erlangung des persönlichen Erfolgs, gekoppelt mit dem Ziel der Auflagensteigerung ihrer Journaille.

.Abgeordnete und Journalisten sind meistens nur in Ausnahmefällen Gleisner; ihre berufliche Position hat sie mit so viel gesellschaftlicher Macht ausgestattet, daß Gleisen nicht unbedingt notwendig ist. Sie sind Situationsgaukler und gewinnen in jeder Lage ihr Scherflein.

Die dritte Gruppe er Berufs-Gaukler, welche mit vielen Entscheidungen -welche auch keine sein können- das Leben und das Hab und Gut der Bürger beeinflussen, sind die Beamten und die öffentlich-rechtlich Angestellten. Alle sind in 35 Wochenstunden restlos überarbeitet. Alle sind unzufrieden. Keiner weiß mehr was dienen ist.

Hierzu ein Nebengedanke: In Latinoländern wird die öffentliche Pflicht in eine Gefälligkeit umgewandelt, welche im Aufgabenbereich des Staatsdieners liegt. Sie kann gewährt, abgelehnt oder durch Tramite[2] verkompliziert werden: Ganz nach Belieben. Das Dienen wird zum Gefallen umdefiniert. Entsprechendes Verhalten des Antragsstellers entscheidet über den Erfolg.

Diese Verhältnisse schienen auch im Mutterland des Beamtentums im Zuge der Globalisation unmittelbar nach ihrer Trial-phase, zur endgültigen Einführung anzustehen. Der Gleisner aber, Impostor oder Hypo crite ist aus anderen Holz geschnitzt. Er hat das seltene Talent seine Umgebung und Zeitgenossen zu verzaubern oder schlechter gesagt, zu hypnotisieren. Er stellt etwas dar was er nicht ist und er fördert es nach besten Kräften; er ist in nicht seltenen Fällen bi-polar und verliert in seiner konstruierten Traumwelt am Schluss den Kurs.  Natürlich können Gleisner auch Gaukler sein. Ein Prachtexplemar dieser Gattung ist ein gewisser Freiherr aus Bayern, der am Schluss in Verkennung seiner Glorie sich selbst torpediert hat. Es verwundert nicht, dass er seine Rehabilitationszeit in Wunderland der Gleisner verbringt, nicht wissend, dass verlorene Ehre unwiederholbar verloren ist. Oder, vielleicht hat er es erkannt und nur die oben beschriebenen Gaukler, im Interesse der Selbstdarstellung oder der Nachrichtenproduktion[3] liebäugeln mit einem vermuteten come back des Entlarvten.

Beim genauen Hinschauen und mit geschärften Blick, begegnet die Gleisnerei nun auf Schritt und Tritt. Der Gleisner ist auf Ruhm aus. Welchen, ist ihm letztendlich egal. Er tanzt auf allen Hochzeiten.

Sein System ist auf dem Prinzip mehr Schein als Sein aufgebaut. Seine Rollen sind Gigolo, Finanzberater und das gesamte Spektrum zwischen diesen beiden Möglichkeiten. Schauspieler gehören ausdrücklich nicht in diesen Kreis; sie gleisen berufsmäßig.

Eine letzte wichtige Unterscheidung der beiden Begriffe: Situations-Gaukler sind mit mit Macht ausgestattet, erlangt durch Tätigkeit in bestimmten Bereichen, wie Journalisten, Schriftsteller und Politiker. Gleisen dagegen ist individuell. Der Gleisner hat oder braucht keine institutionelle Macht, er ist ein Talent.


[1] Gurdjieff, Beelzebub`s Tales to his Grandson, 1973, 3rd book, from the author, seite 383

to flatter schmeicheln

[2] Verkomplizierter Verwaltungsakt

[3] Verfahren der Medienwelt, Nebensächliches umzukämmen,  bewusst falsch zu ordnen ohne zu lügen im Interesse einer Nachricht